14.10. - 04.11. Kroatien / Italien/Frankreich

Am 14.10. kommen wir in Nin an und suchen den schönen Platz an der Lagune auf, den wir auf der Hinfahrt schon erkundet haben. Die Aussicht ist spektakulär und das Wetter immer noch warm genug um zu baden. Allerdings ist das mit dem Baden hier gar nicht so einfach, da die Lagune sehr flach ist und man erstmal rd. 150 Meter durch das nur knöchelhohe Wasser wandern muss, bevor man überhaupt schwimmen kann.

Wir verbringen unsere Zeit mit lesen, baden, Eidechsen beobachten und machen eine kleine Radtour durch die Umgebung. Das mittelalterliche Städchen Nin liegt auf einer Insel und ist ganz hübsch anzusehen. Die weitere Umgebung ist weniger spannend und so faulenzen wir einfach vor uns hin.

Am 19.10. brechen wir Richtung Rijeka auf. Die Küstenstraße ist landschaftlich sehr reizvoll und wir verbringen unsere Mittagspause auf einem geräumigen Parkplatz oberhalb einer kleinen Bucht, den wir fast ganz für uns allein haben. Unser heutiger Fahrtag endet am Bodica CP – eine Spontanentscheidung, da der ausgesuchte CP entgegen aller Angaben schon geschlossen hatte. Entsorgung, Dusche und vor allem Wifi waren die Gründe, die uns nach längerer Zeit des freien Stehens wieder auf einen CP zogen. Zufrieden waren wir dennoch nicht – die Stellplätze lagen direkt neben der stark befahrenen Straße, die Dusche war lau und nicht regulierbar, das Wifi lahm wie eine Schnecke und nur in direkter Umgebung der Rezeption empfangbar, usw., usw.. Dafür waren 18 € dann doch ganz schön happig. Nun denn – kommt vor.

Auch der nächste Tag wurde ein Fahrtag und wir stoppten 10 km von Triest entfernt an der Grotta Gigante – einer riesigen Tropfsteinhöhle - in einer sehr ruhigen und schönen Karstlandschaft. Aus der Besichtigung am kommenden Tag wurde aber nichts, da Ute über Nacht heftige Magen-/Darmbeschwerden entwickelte. Gut, dass wir hier zwischen mehreren schönen und ruhigen Stellmöglichkeiten wählen konnten. Schon ein guter Platz um sich auszukurieren.

Einen Tag später ging es Ute schon wieder etwas besser, aber die 500 Stufen der Grotta Gigante runter und natürlich auch wieder rauf – nein, das war noch nichts. Als Alternativprogramm gab es einen Ausflug zum nahegelegenen slowenischen Gestüt Lipica. So ein wenig spazierengehen und Pferde gucken, das war doch nach anderthalb Tagen Zwangsdiät erst mal besser.

 

Leider spielte das Wetter nicht so richtig mit und bei Regen kommt die schöne Landschaft mit den langen Alleen nicht so wirklich zur Geltung. Im Rahmen einer deutschsprachigen Führung haben wir viel über die Historie des Gestüts und der Lipizaner erfahren und einige berühmte Zuchthengste und – stuten wurden uns auch persönlich und namentlich vorgestellt. Allerdings merken wir immer mehr, das Pferde uns weniger im Stall als auf der Weide gefallen und so machten wir uns in einer Regenpause auf zu den Stutenweiden. Nach einiger Zeit haben wir die weißen Stuten mit ihren dunkel gefärbten Fohlen (Lipizaner werden erst mit 4-6 Jahren weiß) dann auch entdeckt und konnten ein paar Fotos machen.

Die anschließende Vorführung in der Reithalle (Schule auf und über der Erde, Fahrvorführung) hatte den Vorteil, dass wir im Trockenen saßen. Die Ausstrahlung, die eine solche Show aber bei sonnigem Wetter unter freiem Himmel hatte, kam einfach nicht rüber. Insbesondere die sogenannte "Schule über der Erde" machte auf uns, seitens der Pferde, einen sehr verkrampften, gezwungenen, angestrengten Eindruck. Die Schönheit, die wir in den natürlichen Bewegungen dieser herrlichen Tiere sehen, geht hierbei – unserer Meinung nach - völlig verloren. Das wird wohl die letzte Show dieser Art gewesen sein, die wir uns angeschaut haben.

Am Abend ging es wieder zurück zu unserem Platz an der Grotta. Die Bora (Fallwind) tobte sich aus, es regnete und gewitterte heftig. Am nächsten Morgen aber strahlte die Sonne schon wieder am wolkenlosen Himmel und da die Grotta Montags geschlossen hat, machten wir spontan einen Ausflug nach Triest zum Parco e Castello di Miramare, der jetzt im Oktober von 08.00 – 17.00 Uhr bei freiem Eintritt zu besuchen ist.

Dank Nebensaison fanden wir einen feinen, kostenlosen Stellplatz an dem kleinen Hafen Nautica Grignano, von dem direkt ein Weg in den Park führt. Die nächsten Stunden bummelten wir ohne jeden Zeitdruck und bei bestem Wetter durch den teils gepflegten, teils wild-romantischen Park, der immer wieder schöne Aussichten auf das Castello Miramar bietet. Oh dolce vita!

Abends ging es dann wieder zurück zur Grotta – so langsam fühlen wir uns hier richtig heimisch.

Am nächsten Morgen ist es dann soweit – auf zum Höhlenbesuch!

 

Die Grotta Gigante hat den weltweit größten für Besucher zugänglichen, natürlichen Höhlenraum und steht damit seit 1995 im Guinnessbuch der Rekorde. Er ist 167,60 Meter lang, 76,30 Meter breit und 98,50 Meter hoch. Doch diese Zahlen sind Schall und Rauch, wenn man sich an den 500 Stufen umfassenden Abstieg in die Höhle macht und dann einen ersten Blick auf den riesigen, elliptisch geformten Höhlenraum wirft. Es ist wahrhaft gigantisch und weder in Worten noch in Bildern wirklich wiederzugeben. Das ist etwas, das muss man einfach selbst erleben. Stufe für Stufe steigen wir mit der Führerin und einer kleinen Gruppe über 100 Meter in die Tiefe. Ein 850 Meter langer Weg führt an den besonders schönen Tropfsteingebilden vorbei und anschließend zwangsläufig auch wieder 500 Stufen nach oben.

Eine Besonderheit sind die zwei geodätischen Pendel, die zur Erforschung der Erdgezeiten dienen. An zwei langen Stahldrähten – durch Plastikrohre vor dem kalkhaltigen Tropfwasser geschützt – hängen Pendel, die dieses Messinstrument zu einem der Größten in der Welt machen.

Dieses und etliche andere Messgeräte sind mit den Rechnern des Sperimentalobservatoriums für Geophysik verbunden, dass auf dem Hof vor dem Grotteneingang seinen Sitz hat.

 

Am unteren Ende der Höhle erreichen wir die „Ruggero-Säule“. Dies ist mit 12 Metern Höhe und 4 Metern Durchmesser an der Basis der imposanteste Stalagmit der Grotta und auch der Imposanteste, den wir jemals gesehen haben. Bei einem Wachstum von rd. 1mm in ca 15 - 20 Jahren, wird sein Alter auf ca. 200.000 Jahre geschätzt. Durch die immense Fallhöhe der kalziumkarbonathaltigen Tropfen, werden diese beim Aufprall auf einer breiten Fläche verteilt und so entstehen die hier typischen Tellerstapel-artigen Stalagmiten, die wir in dieser Form auch noch nie gesehen haben.

 

Wir sind hin und weg – tja und dann geht es an den Aufstieg. Wir wollen schließlich wieder ans Licht der Welt und so nehmen wir die 500 Stufen in Angriff. Trotz der konstanten 11 Grad Höhlentemperatur kommen wir ganz gut ins Schwitzen, aber das Erlebte war die Anstrengung mehr als wert! Der Grotta Gigante ist auch ein Museum angeschlossen, das kostenlos besucht werden kann. In ihm werden viele Fundstücke aus der Geschichte der Höhle ausgestellt, es kann ein virtueller Höhlenrundgang gemacht werden und es gibt viele zusätzliche Info's in italienischer und englischer Sprache.


Im Museum der Grotta haben wir einen Flyer des Botanischen Gartens CARSIANA gefunden. Da er nur ca. 10 Fahrminuten von unserem Standort entfernt liegt, machen wir uns nach einer kurzen Verschnaufpause dorthin auf. Die Fahrt durch die schmalen, aber landschaftlich sehr schönen Karststraßen mit ihren typischen Natursteinmäuerchen und den in leuchtend roter Herbstfärbung strahlenden Büschen ist ein Genuß. Der Botanische Garten umfasst 5000 qm und zeigt alle typischen Formen des Karstterritoriums auf natürliche Weise und unter Zuordnung des entsprechenden Pflanzenbestandes. Der Garten ist sehr liebevoll angelegt und kann jetzt im Herbst natürlich nicht mehr viel Blütenpracht bieten. Dafür sind für den Pflanzenfreund aber viele Entdeckungen im Kleinen zu machen. Farne und Sempervivum, die sich in die Felsspalten klammern, Cyclamen, Moose und viele andere mit Schildchen gekennzeichnete Pflanzen sind zu finden. Beeindruckend ist ein natürliches, 40 Meter tiefes Schluckloch. Man sollte im Karst wirklich nicht im Dunklen querfeldeinlaufen!

Anschließend fahren wir weiter bis Grado. Dort gibt es am Stadtanfang einen großen Stellplatz mit Ver-/und Entsorgung. 24 Stunden Parkzeit kosten 4 €. Von dort ist man in 5 Minuten zu Fuß am Strand und kann kilometerlang die Strandpromenade bis zur Altstadt und weiter entlanglaufen.

 

Ute's Kindheitserinnerungen an Grado lassen sich nicht wiederfinden und teilweise macht die Promenade einen sehr vernachlässigten Eindruck. Dass hier in der Hauptsaison noch Geld für das Betreten verlangt wird, finden wir nicht gerechtfertigt. Die Stadt selber ist von mehr oder weniger hässlichen Hochhäusern und Appartmentklötzen gekennzeichnet. Das macht auch der kleine, recht nette Altstadtbezirkt nicht wett. Der Strand ist extrem flach und scheint auch etwas schlammig zu sein. Wir entscheiden spontan, dass wir nicht länger bleiben werden, sondern uns morgen auf den Weg nach Venedig machen.

Am 25.10. erreichen wir den CP Rialto in Campalto und nutzen den Nachmittag zum Duschen, Wäsche waschen und der Planung unserer Venedigbesichtigung (17 €/Tag; Internet 2 €/Tag, sehr schnell). Am nächsten Morgen fahren wir mit dem Bus (1,50 €/Person, sehr voll, Karten am CP erhältlich) in ca. 10 Minuten bis zum Piazzale Roma. Dort kaufen wir uns eine Tageskarte für alle Verkehrsmittel (Busse und Vaporettos, 20 € Person) die in Venegig so unterwegs sind, was sich im weiteren Verlauf des Tages auch bewährt.

Nach kurzer Suche finden wir die Anlegestelle der Vaporetto Linie 1, die den Canal Grande von der Piazzale Roma bis zur Piazza S. Marco und weiter bis zur Insel Lido befährt. Die Linie 1 hält an jeder der vielen rechts und links des Canal Grandes gelegenen Haltestellen. Das dauert zwar lange, eignet sich aber hervorragend für eine Besichtigungstour. Wer es eiliger hat, kann die Linie 2 nehmen. Sie fährt die gleiche Route, aber mit weniger Haltestellen und ist somit deutlich schneller.

 

Wir haben Glück! Zum Einen mit dem Wetter, zum Anderen da wir einen der wenigen Außenplätze im noch nicht sehr voll besetzten Vaporetto ergattern. Es ist zwar noch recht frisch, aber was wir so rechts und links am Ufer des Canal Grande zu sehen bekommen, lässt uns das vergessen. Wir staunen, filmen und fotografieren was die Kameras so hergeben.

 

Nach und nach füllt sich das Vaporetto immer mehr und wir beschließen erst einmal die ganze Stadtbesichtigungstour mitzufahren. Nicht nur die Gebäude und Paläste faszinieren, sondern auch das Gewimmel aller Art von Schiffen auf den Wasserstraßen. Von der Gondel mit Hochzeitspaar und Fotografen über die teuren Wassertaxis bis zum Lastkahn ist alles unterwegs.

Der Canal Grande geht in den viel breiteren Canale di San Marco über und wir fahren vorbei an der Isola die Sant Elena bis nach Lido. Von dort macht sich das Vaporetto wieder auf die Rücktour und wir steigen an der Haltestelle S. Zaccaria aus.

Von dort gehen wir zur nahegelegenen Piazza San Marco – dem Markusplatz. Dort ist es schon recht voll, aber das stört uns nicht bei der Betrachtung der eindrucksvollen Gebäude. Leicht irritiert stehen wir vor der Basilica di San Marco - den Markusdom. Ihn haben wir uns irgendwie ganz anders vorgestellt. Die Frontfassade wirkt auf uns einfach nur überladen. Jedes Säule ist aus einem anderen Mamor – das wirkt eher wie die Ausstellung eines Marmorhändlers, als wie ein edler Dom. Aber über Geschmack kann man bekanntlich nicht streiten und opulente Kirchen waren ja noch nie unser Ding.

Venedig ist zwar extrem verwinkelt, aber die einzelnen Viertel sind nicht allzu groß und die Ausschilderung ist auch sehr gut und so machen wir uns einfach der Nase nach auf den Weg durch die Gassen von San Marco. Hier alle Eindrücke schildern zu wollen, würde einfach zu weit führen.

Über die Ponte dell'Accademia wechseln wir auf die andere Seite des Canal Grande, besichtigen eine Kunstausstellung von Jan Fabre in einem alten Palazzo und lassen uns weiter durch die Gassen treiben.


Nach einiger Zeit werden die Füße müde und wir nehmen einfach an der nächsten Haltestelle ein Vaporetto und lassen uns wieder etwas durch die Gegend fahren. Die Vaporettos sind wirklich besser als jeder Ausflugsdampfer! Später erkunden wir dann die Gassen rund um die Ponte di Rialto. Anschließend lassen wir uns mit dem inzwischen recht vollen Vaporetto zurück zum Piazzale Roma bringen. Nach einer Nachfrage am Fahrkartenschalter finden wir auch die Buslinie, die uns zurück zum CP bringt. Dort kommen wir dann am frühen Abend recht geschafft, mit müden Füßen aber vielen neuen Eindrücken an.

Das Venedig fasziniert können wir bestätigen. Das es das Flair eines Touristen-Disney-Landes verströmt, ist aber leider auch wahr. Wir hatten das Glück Venedig bei super Wetter zu einer Zeit, in der der Touristenandrang nicht mehr so überwältigend groß ist zu erleben. Darüber sind wir froh. Zur Hauptsaison möchten wir ganz bestimmt nicht hier sein – zu einer anderen Zeit aber bestimmt gerne wieder. 

Der nächste Tag ist nebelig, wolkig und frisch. Das morgendliche Duschen im offenen Duschraum des CP's ist bei rd. 8 Grad schon eine Herausforderung. Ein weiterer Aufenthalt hier erscheint uns nicht reizvoll und so setzen wir unseren Weg fort. Die Po-Ebene erleben wir wie bereits schon einmal bei diesigem Wetter und lausigen Straßenverhältnissen als recht nervend. Am späten Nachmittag finden wir in einem kleinen Dorf hinter Padua an einem Friedhof einen ruhigen Platz für die Nacht.

Auch der 28.10. wird ein reiner Fahrtag, aber am Fuß des Ligurischen Apennin stoßen wir in der Comune di Castell`Arquato (Provinz Piacenza) auf ein sehr interessantes mittelalterliches Dorf mit Castell, Palazzo und Abtei. Sozusagen ein Zufallsfund auf unserer Route, denn die wirklich sehr sehenswerte Location ist in keinem unserer Routenplanungsprogramme enthalten. Der Altstadtkern ist sehr schön restauriert, touristisch nicht überladen und gefällt uns sehr gut.

Auf kleinen Nebenstraßen folgen wir verschiedenen Flußtälern. Der Straßenzustand ist abenteuerlich. Des öfteren erinnert die Teerdecke eher einer geschmolzenen Sachertorte und folgt der Schwerkraft in Wellen Richtung Talseite. An einer Stelle hat die Straße zu ca. 1/3 der Schwerkraft nachgegeben und wir hoffen, dass die restlichen Stellen noch ein wenig länger an ort und Stelle bleiben. Wir übernachten an einer geeigneten Stelle direkt an der Straße. Aber hier ist absolut nichts los und so nächtigen wir sehr ruhig.

Am nächsten Morgen geht es bei wunderbarer Fernsicht durch kleine Gebirgsdörfer (Masanti di Sotto, Ponteceno) über den Passo Montevacca (805 m). Später folgen wir dem Torrente Bisagno bis nach Genua.

Zu unserem großen Erstaunen, sehen wir in dem breiten, trockenen Flussbett unter einer Brücke eine ruhende Rotte Wildschweine – und das schon im Stadtgebiet von Genua!

Ab Genua folgen wir der Küstenstraße. Schön anzusehen, interessante Orte, blaues Meer, Sonnenschein. Was will man mehr? Parkmöglichkeiten!!!!! Fahren und schauen geht – anhalten ist unmöglich. Wir fahren bis Albisola, dann suchen wir einen Platz für die Nacht. Normalerweise ist das kein Problem – einfach paar km in einen Ort rein und schon findet sich etwas. Hier nicht! Wir suchen uns über maps.me passende Plätze aus, aber erst beim dritten Anlauf werden wir fündig. Ein Parkplatz bei einem Sportplatz wird unser nächster Übernachtungsplatz. Die Gegend hier ist wirklich krass! Zwischen Meer und Bergen ist wenig Platz. Dieser ist – von wenigen Villen abgesehen – eng an eng mit Hochhäusern gepflastert. Parkplätze oder gar Parkhäuser – Fehlanzeige. Die Anwohner parken gedrängt wie die Sardinen am Straßenrand, auf Brücken und auf jedem anderen Fitzelchen, das gerade frei ist. Besucherparkplätze in Meeresnähe sind durchweg mit 2,20 m Einfahrschranken abgeschottet. Wir sehen auf der ganzen Strecke gerade mal 2 CP's. Direkt an der stark befahrenen Straße, die Womos stehen eng an eng, keine Bäume etc. - dagegen waren selbst die schlichtesten CP's in Kroatien noch Gold.

Weiter geht es entlang der Küstenstraße. Das Wetter ist immer noch top, aber das oben gesagte gilt weiterhin unverändert. Anschauen aber nicht anhalten!

Kurz vor Olivetta San Michele holt uns das Navi von der Küstenstraße und ab geht es in die Berge. Ursache ist wohl irgendeine Gewichtsbeschränkung auf der Küstenstraße – was uns eigentlich nicht weiter gestört hätte – aber wir merken es zu spät.

Außerdem finden wir die Bergwelt nach soviel Küstenenge auch ganz reizvoll. Die Landschaft ist grandios und wirkt wesentlich hochgebirgiger als es in Wirklichkeit ist. Das liegt wohl an den schroffen Berggraten und dem ständigen auf und ab. Ohne jede Kontrolle und ganz unauffällig fahren wir von Italien nach Frankreich. Kurz darauf können wir die Aussicht auf dem Col de Vescavo genießen, die wirklich nach viel mehr ausschaut, als den angegebenen 477 Metern. Ein Spaßvogel hat noch eine 0 dahintergemalt – nun ja, danach sieht es dann doch nicht aus.

Kurz darauf geht es über reichlich Serpentinen talwärts. In Saint Roch tanken wir erstmalig in Frankreich an einem Intermarch. Der Preis liegt hier bei 1,27 €/l. Die Dieselpreise in Italien lagen bei 1,29 (absoluter Glücksfall) – 1,43 €. Die Preise schwankten nicht nach Tageszeit sondern von Tankstelle zu Tankstelle, selbst bei nur geringer räumlicher Distanz. Später stellen wir fest, dass dies - mit Ausnahme der günstigen Tankstellen der großen Einkaufsmarktketten (1,22 – 1,27 €/l) - auch unverändert für Frankreich gilt.

Die Nacht verbringen wir auf einem großen Parkplatz am Fuß einer auf einem steilen Hügel liegenden Kirche mit umgebendem alten Dorf. Neben uns baut eine Gruppe einen Fitnessparcour auf und trainiert anschließend über eine Stunde sehr intensiv. Alle Achtung. Später fahren auf einem nebenan gelegenen Platz mehrere Zirkuswagen zu und lassen ein paar Ponys nebenan weiden. Ansonsten bleiben wir ungestört, bis am kommenden Morgen der Parkplatz lautstark mit Laubsaugern gereinigt wird. Ordnung muss sein – auch in Frankreich.

Auf unserer weiteren Route haben wir ein paar aus früheren Reisen bekannte Übernachtungsplätze vorgesehen. Der erste liegt am Lac de Saint Cassien. Schon auf dem Weg dorthin ist uns die extreme Dürre aufgefallen, unter der Frankreich derzeit leidet. Selbst unempfindliche, wild wachsende Akazien und große, alte Korkeichen verdorren. Die Ufer des Stausees sind deutlich tiefer als vor zwei Jahren. Am Lac de Carces ist es ganz extrem. Große Teile des Sees sind komplett trockengefallen. Der Parkplatz am See staubt nur vor sich hin und Internetempfang haben wir hier auch nicht. Eigentlich unverständlich, da wir direkt neben einem als Baum getarnten Sendemasten stehen. Wir beschließen doch weiterzufahren, obwohl uns eigentlich mal nach ein paar netten Standtagen wäre. Nur dazu muss halt auch die Umgebung stimmen.

Unser neues Ziel wird ein verfallenes Castell bei Forcalqueiret. Dort verbringen wir auch eine ruhige Nacht. Allerdings brockt uns unser Navi auf dem Weg dorthin eine immer schmaler werdende Waldpiste ein. Wir kommen durch, haben jetzt aber ein dezentes Streifendesign an den Seiten der Kabine.

Am nächsten Morgen hat sich der uns bislang treu begleitende Sonnenschein verflüchtigt. Dichte Wolken hängen am Himmel gelegentlich fallen auch ein paar Regentropfen. Die Landschaft ist so verdorrt und trocken, dass wir uns gar nicht trauen uns wieder Sonnenschein zu wünschen. Trotzdem macht es bei dem Wetter auch keinen Spass einen längeren Aufenthalt einzuplanen, da auch die Temperaturen sinken.

Nach einem gründlichen Wetterberichtcheck verwerfen wir unseren bisherigen Plan den Katharerburgen einen Besuch abzustatten und beschließen zügig Richtung Spanien zu fahren. Bei Aimargues wollen wir an einer kleinen, einsam gelegenen Kirche übernachten. Diese erweist sich aber als Gehöft und so bleiben wir für die Nacht einfach am Wegrand eines nahegelegenen Weinberges stehen.

Weiter geht es nach Salses le Chateau. Dort wollen wir das Forteresse de Salses besichtigen. Die Einfahrt auf den großen Parkplatz ist uns leider durch Höhenbeschränkungsbarken verwehrt, aber wir finden ca. 150 Meter weiter vor einem Artesano eine Parkmöglichkeit ohne Beschränkungen. Das Forteresse de Salses ist eine spanische Festung auf französischem Boden. Das mächtige Fort (110 x 84 Meter) wurde 1497 errichtet, um die schmal Passage zwischen Frankreich und Spanien zu überwachen. Zu unserem Erstaunen ist es nicht, wie bei anderen Anlagen üblich, hoch auf dem erhabensten Punkt gebaut worden, sondern zum Teil quasi in die Erde hinein. So etwas haben wir noch nicht gesehen. Wir umrunden den eindrucksvollen Bau zu Fuß und bestaunen die mächtigen Mauern. Am Nachmittag öffnet das Fort seine Tore. Führungen werden nur auf Spanisch angeboten und so schlendern wir einfach so durch das Gemäuer. Allerdings bekommen wir einen Flyer mit Informationen in Deutsch ausgehändigt. Der abweisende, ausschließlich funktionelle Baustil ändert sich auch im Inneren nicht und kann uns nicht so ganz begeistern.

Zurück am Sprinter machen wir uns einen gemütlichen Nachmittag. Wir haben Gesellschaft von zwei französischen Wohnmobilen bekommen und beschließen den Platz, ebenso wie diese, zum Übernachten zu nutzen.

 

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