Reisebericht Frankreich + Spanien

Heute ist es so weit. Wir starten zu unser ersten Langzeitreise, die nicht mehr durch begrenze Urlaubstage und andere Verpflichtungen eingeschränkt ist. Wir wollen ins Warme, raus aus dem kalten Schmuddelwetter in Deutschland – ab in die Sonne!

Deshalb werden wir Frankreich nur als Transitland durchfahren und in Spanien erst dann langsamer werden, wenn uns das Wetter gefällt. In der Hauptsache wollen wir aber Marokko bereisen. Einen festen Zeitplan oder auch nur eine feste Reiseroute haben wir nicht – das werden wir von Tag zu Tag entscheiden.

 

Bei einem kurzen Zwischenstopp in Lauterbach bei der Firma Excap bekommt der Steyr neue Türaufsteller und wir noch ein paar Tipps von Stefan. Über die Türaufsteller werden wir in den kommenden Monaten bei Stopps an steilen Hängen noch sehr froh sein. Anschließend besuchen wir Freunde in Hailfingen und weiter geht es durch herrliche Schneelandschaften bei trockenem, sonnigem Wetter durch den Schwarzwald nach Freiburg.

Wir fahren weiter Richtung Frankreich. Kurz vor Kandern finden wir einen Rastplatz an der Strecke mit einer schönen Fernsicht, den wir uns kurz entschlossen als Übernachtungsplatz aussuchen.

Am nächsten Morgen ist das Wetter umgeschlagen und der Himmel hängt voll Wolken. Unsere Stecke wird zunehmend gebirgiger. Ringsum liegt wieder viel Schnee. Gott sei Dank ist es meist trocken, denn wir kommen immer tiefer in die Westalpen. Unplanmäßig schickt uns das Navi zu einem kurzen Abstecher in die Schweiz. Die Grenzübergänge sind aber kaum als solche zu erkennen und niemand interessiert sich für uns (perfekte Schmugglerroute ;-))

Der Schnee und die Gebirgslandschaften nehmen kein Ende. Wir fahren und fahren, denn wer weiß, wie morgen das Wetter wird. Wenn es jetzt zu starken Schneefällen kommt, dann können wir auf Winterurlaub umdisponieren.

Gegen Abend suchen wir uns einen Übernachtungsplatz in einem Gewerbegebiet bei Champagnole. Da morgen Sonntag ist, werden wir wohl niemanden stören. Spät am Abend schleicht noch ein Fuchs am Steyr vorbei. Wir warten auf den Hasen – wegen dem Gute-Nacht-sagen – zur Gegend würde es passen.

Das Wetter hat gehalten – also kurz frühstücken und nichts wie los. Nur raus aus dem Schnee, die Landschaft verändert sich sichtlich; bald sehen wir wieder grüne Wiesen. In einem weitläufigen Feuchtgebiet entdecken wir viele Störche. Denen ist das Wetter offenbar schon gut genug zur Heimkehr.

Da wir die Autobahn meiden, fahren wir durch viele, viele Dörfer und Städte und noch viel mehr Kreisverkehre (fast jeden km ein Kreisverkehr).

Die Straßen sind in gutem Zustand und manchmal fahren wir auf einer Autobahn neben der Autobahn. Eine Kosteneinsparung werden wir wegen dem häufigen stop and go nicht haben. Dafür sehen wir aber viel von Frankreich, überqueren oft die Rhone (beeindruckend breit!) und fahren über eine interessante Brücke. Typ San Franzisco nur etwas kürzer und in blau statt rot.


Da die Temperaturen nicht zum Anhalten und sightseeing einladen, haben unsere Füße, außer bei kurzen Pausen, noch keinen französischen Boden betreten. Anders die Reifen des Steyr – die rollen und rollen – Gott sei Dank ohne jedes Problem!

Wir übernachten am Rand einer kleinen Wohnsiedlung. Durch Nimes geht es nach Montpellier und weiter nach Beziers am Mittelmeer entlang. Das Wetter wird besser. Wir genießen während der Fahrt das milde Klima und die schöne mediterrane Landschaft. Auch die Strecke nach Perpignan ist wunderschön und auf herrlichen Straßen gut zu fahren. Nach einigen Kilometern führt uns das Navi westwärts auf die D115 direkt in die Pyrenäen, ohne dass wir es anfänglich merken. Erst nach und nach wird uns bewusst, dass es immer weiter bergauf geht.

Schließlich erreichen wir auf 1542 Höhenmetern die französisch-spanische Grenze. Nach der schönen Serpentinenfahrt mit den vielen tollen Ausblicken entschließen wir uns hier bei herrlicher Aussicht zu übernachten.

Ein Fehler wie sich noch herausstellen wird! Denn mit der Dunkelheit kommt Schnee. Ein totaler Wetterumschwung, mit dem wir überhaupt nicht gerechnet haben, da hier nirgendwo ein Fitzelchen Schnee lag. Am Morgen schneit es immer noch, inzwischen liegt der Schnee fast 15 cm hoch. Eine Weiterfahrt wäre nun kritisch – also stehen bleiben, aber wie lange? Es ist erst Ende Februar und wir wollen keinen Winterurlaub machen!!!

Aber wir haben Glück. Während wir noch grübeln, kommt überraschend ein Schneepflug von spanischer Seite und sofort hängten wir uns dran, abwärts bis in 1000 m Höhe, wo dann die Straßen völlig schneefrei sind! Jubel – künftig werden wir vorsichtiger sein!


Zügig geht es weiter bis ans Meer nach San Antonio, wo wir eine Sim-Karte kaufen und bei starkem Wind spazierengehen.

Es stürmt die ganze Nacht hindurch. Also fahren wir nach dem Frühstück weiter durch eine Serpentinenstraße mit herrlichen Aussichten auf die Costa Brava – mal wild romantisch – mal völlig verschandelt mit Ferienbunkern. Kurz vor Sant Vincenc de Montalt finden wir einen Parkplatz, von dem aus eine Unterführung unter Straße und Bahnlinie hindurch zum Strand führt. Bis auf einige Angler ist der Strand menschenleer. Zurück am Steyr überlegen wir hier über Nacht zu bleiben, aber der Lärm der stark befahrenen Straße und die vielen Autofahrer, die abbiegen, uns umkreisen und dann wieder weiterfahren irritieren doch zu sehr. Wir wünschen uns einen Stellplatz abseits der Hauptstraße und fahren nach Sant Vincenc de Montalt weiter. Hier finden wir was Passendes auf dem unbefestigten Parkplatz einer Schule, wo wir völlig ungestört stehen können.

Das Wetter ist angenehm warm und wir erledigen einige Arbeiten, die wir zu Hause wegen des kalten Wetters nicht machen konnten. Außerdem haben wir zum ersten Mal Brot gebacken. Das Ergebnis ist gut, aber die Handmühle erspart den Besuch eines Fitnessstudios. Bei einem kleinen Spaziergang entdecken wir extrem unterschiedliche Wohnviertel. Von absolut verlottert bis sehr luxuriös ist in direkter Nachbarschaft alles zu finden. Nicht weit von uns liegt ein Ressort, dass man zu Hochzeiten mieten kann. Das Anwesen ist prächtig und den dort gehaltenen Pfau können wir jeden Tag rufen hören. Außerdem fällt auf, dass die spanischen Häuser extrem verschlossen sind. Hohe Mauern schotten zur Straße hin ab. Kein einziges Haus hat einen Vorgarten wie bei uns. Die Fenster im Erdgeschoss sind meist vergittert und so gut wie an jedem Haus sind Kameras und Hinweise auf eine Alarmanlage zu finden. Wenn man hieraus Rückschlüsse auf die Sicherheitslage zieht, kommt man schon ins Grübeln. Trotzdem fühlen wir uns auf unserem Stellplatz sicher. Einmal fährt sogar die Polizei Streife – interessiert sich aber nur für den Steyr und grüßt freundlich.

Wir fahren weiter Richtung Barcelona. Das Navi führt uns zuverlässig und Thomas steuert den Steyr souverän durch die bis zu 7-spurigen Straßenzüge. Auch hier fallen wir auf wie der bekannte bunte Hund und werden mit großen Augen angestaunt. Die Reaktionen sind aber immer positiv und wir sehen viele lächelnde Gesichter und hochgereckte Daumen.

Fürs erste stellen wir den Steyr auf dem Parkstreifen vor der Olympia-Schwimmhalle ab (Berg Montjuic). Hier findet man reichlich Parkplätze, der Verkehr ist lebhaft und es laufen Scharen von Touristen herum. Deshalb fühlen wir uns – entgegen einiger anderer Berichte – recht sicher und erkunden die nähere Umgebung erst mal bei einem Spaziergang. Direkt neben uns ist das Olympiastadion und ein Stück weiter der prächtige Palast des MNAC, des Museums für Katalanische Kunst. Auf dem Rückweg finden wir zufällig einen bewachten Parkplatz, auf dem hauptsächlich LKW und Busse aber auch 3 andere Womo stehen. Da wir in Anbetracht der für die kommenden 2 Tage geplanten Stadtbummel mit beaufsichtigtem Parken doch ein besseres Gefühl haben, parken wir um und checken für 30 €/Tag ein (reiner Stellplatz, keine Ver-/Entsorgung!). Da auch spät nachts noch LKW eintreffen und andere losfahren, ist die Nacht recht unruhig aber an der Hauptstraße wäre es nicht leiser gewesen.

Als wir aufwachen regnet es und das hebt unsere Stimmung für die anstehende Stadtbesichtigung überhaupt nicht. Der Wetterbericht verspricht aber Sonne für den Nachmittag und so machen wir uns gegen 9 Uhr auf zu der nahegelegenen Station der „Barcelona Bus Turistic“. Für 38 € pro Person kann man 2 Tage lang nach Lust und Laune mit den Bussen durch die Stadt fahren. Die Busse fahren die Sehenswürdigkeiten und viele interessante Stadtviertel an und man kann an den vielen Haltestellen (gekennzeichnet durch ein stilisiertes gelbes Auge mit roten Wimpern) jederzeit aus- bzw. zusteigen. Ein prima System zumal im Preis ein Stadtplan sowie Kopfhörer inbegriffen sind und von einem Band (Sprache kann gewählt werden) viele Informationen zu den Sehenswürdigkeiten gegeben werden.

Nach einer ca. 2 ¾ stündigen Rundfahrt, die uns einen ersten Eindruck vermittelt, steigen wir aus und besuchen das Aquarium am Hafen (www.aquariumbcn.com). Besonders beeindruckt ein riesiges Becken mit Haien und anderen großen Fischen, durch das Tunnel führen, sodass die Fische aus allen Blickwinkeln zu sehen sind.

Mittlerweile ist es recht sonnig geworden und wir fahren erneut mit den Bussen in das gotische Viertel – das Barri Gotic. Von hier aus gehen wir zur La Rambla, der Touristenmeile Barcelonas. Hier gibt es viele Straßenrestaurants und Kitschläden – wir begnügen uns mit einem Baguette to go und werden deshalb auch von den auf Kundenfang programmierten Kellnern verschont. Es ist schon herrlich bei diesem schönen Wetter so locker durch BCN zu spazieren. Am Placa de Catalunya steigen wir um auf die blaue Buslinie, die eine andere Route fährt. Unser Ziel ist die Sagrada Familia, ein unglaubliches Bauobjekt des Künstlers Gaudi. Begonnen wurde der Bau im späten 19. Jahrhundert und es ist kein Ende abzusehen. Die ungeheure Vielfalt an Stilrichtungen zusammen mit der Größe des Bauwerkes und den vielen offenen Baustellen und Einrüstungen erzeugen ein teilweise verwirrendes Bild.

Wir steigen wieder in einen Bus und setzen unsere Fahrt fort. Wir fahren am Park Güell vorbei und nehmen uns vor, diesen morgen ausführlich zu besuchen. Für heute wird es uns einfach zu viel – die optischen Eindrücke sind so vielfältig, unsere Aufnahmekapazität ist erreicht. Am Placa d'Espanya erkunden wir die ehemalige Stierkampfarena – jetzt ein riesiges Einkaufs-/Kino- und Restaurantcenter mit Aussichtsplattform. Für 1 €/Person fahren wir mit einem gläsernen Außenaufzug nach oben und haben einen tollen Ausblick über die Stadt. Wir genießen ein leckeres Abendessen. Die untergehende Sonne und das Lichtermeer über der Stadt tragen zu der tollen Stimmung bei. Sehr zufrieden machen wir uns zu Fuß auf den Heimweg, da mittlerweile die Busse nicht mehr fahren. Das ist aber nicht weiter schlimm, da der Weg nicht weit ist und etliche Rolltreppen dabei helfen, den erheblichen Höhenunterschied zu bewältigen. Thomas ist sportlicher und nimmt lieber die parallel laufenden Treppen.

Müde, glücklich und überwältigt von all den vielen Eindrücken kommen wir bei lauen 15 Grad wohlbehalten wieder bei unserem Steyr an. Heute haben wir unseren Fotorekord mit über 355 Bildern erreicht (vor Durchsicht und Auswahl ;-)).

Unser zweiter Tag in BCN beginnt leicht bewölkt, aber die Temperaturen haben sich seit gestern deutlich nach oben bewegt. Schon gegen 9 Uhr haben wir 15°. Wir fahren wieder mit den BBT Bussen in die Innenstadt und steigen beim Columbusdenkmal aus. Von hier aus gehen wir über die Rambla Richtung Placa de Catalunya. Auf der Hälfte befindet sich auf der linken Seite der Eingang zu der großen Markthalle, der Mercat de Sant Josep / La Boqueria. 

 

Am Sonntag war dort kein Betrieb und wir hatten den Halleneingang gar nicht gefunden. Heute ist hier aber Hochbetrieb und wir kaufen uns einen frisch gepressten Saft, Kokosnusstücke und ein paar Empanadas als Wegzehrung.

Die Stände sind sehr vielfältig und farbenfroh. Bei den Obstständen macht das Anschauen auch viel Freude, bei den Fischständen geht's so (wenn man den Geruch mal ausblendet) aber bei einigen Fleischständen mit gehäuteten Schafsköpfen und ähnlichen „Leckereien“ reicht es uns dann und wir sehen zu, dass wir wieder auf die Rambla kommen.

Barcelona, Rambla, berittene Polizei

Wir setzten unseren Weg fort und begegnen berittener Polizei auf wunderschönen andalusischen Pferden .


Am Placa de C. angekommen, steigen wir wieder in den Bus und fahren bis zum Park Güell. Fünf Minuten Fußmarsch bringen uns von der Haltestelle zum Parkgelände, dass in weiten Teilen eintrittsfrei besucht werden kann. Der von Gaudi interessant gestaltete Teil mit dem fantasievollen Pförtnerhaus, der berühmten Treppe mit der Echse, der Säulenhalle und der Aussichtsplattform ist allerdings nur gegen Eintritt (8 €/Person) zu besichtigen. Wir finden, dass es den Preis wert ist und genießen beide Teile des Parks, der auch einen interessanten Ausblick über BCN ermöglicht bei wunderschönem, sonnigem Wetter. Nett sind die freilebenden Papageien, die in einigen Palmen ihre Nester gebaut haben und durch durchdringendes Geschrei auf sich aufmerksam machen. Es ist schon lustig zu sehen, wie die Papageien aus ihren luftigen Wohnungen die Menschen betrachten und umgekehrt.

Am frühen Nachmittag gehen wir zurück zu der BBT-Station und fahren eine Haltestelle weiter, von der aus uns die bekannte „Tram blue“ zu der Seilbahnstation, die auf den Berg Tibidabo führt, bringen soll. Leider fährt die Tram nicht und so wandern wir den ganzen Weg bis zur Seilbahn – die wir auch erst beim zweiten Anlauf finden – hinauf. Soviel „sportliche Aktivität“ war für diesen Tag gar nicht vorgesehen.

Der Ausflug auf den Tibidabo ist interessant, aber recht kurz, da wir spät dran sind und die letzte Seilbahn bereits in einer halben Stunde wieder zur Basisstation zurückfährt. Also wird das sightseeing im Schnelldurchlauf vorgenommen. Der Ausblick auf BCN und das Hinterland ist einfach grandios, die Kirche „Temple del Sagrat Cor“ ist imposant – zu einer Besichtigung fehlt allerdings die Zeit. Die Kombination aus Kirche und Rummelplatz ist für uns ungewohnt und gewöhnungsbedürftig.

Zurück an der Basisstation folgt der Fußmarsch bergab, bis wir wieder die Station der BBT erreichen. Nach einem weiteren Stopp an der Rambla, den wir für Einkäufe fürs Abendessen nutzen, wollen wir gemütlich mit der BBT nach Hause fahren. Leider kommt es anders – die BBT stellt am Placa de C. den Betrieb ein und so nehmen wir uns ein Taxi bis zum Placa de Espana (mit 7 € recht preiswert) und wandern noch mal den Montjuic hinauf. Da unsere Waden langsam protestieren freuen wir uns über die vielen Rolltreppen, die heute auch Thomas benutzt.

Da unser Parkplatzwächter für eine weitere Nacht 30 € haben möchte, verlassen wir den bewachten Parkplatz und übernachten frei am Olympiastadion in der Gesellschaft von LKW und Bussen. Wir haben eine ruhige Nacht, jedenfalls bis am Morgen der Berufsverkehr erwacht.

Morgentlicher Verkehr in Barcelona Taxen

Die beiden Tage in BCN waren wunderschön. Wir haben uns niemals bedroht, belästigt oder unsicher gefühlt. Den Steyr auf dem bewachten Stellplatz zu wissen war trotzdem ein beruhigendes Gefühl. Die Menschen in BCN wirkten auffällig entspannt und gut gelaunt. Die Stadt selbst ist mit ihren alten, vom Krieg verschonten Häusern sehr ausdrucksstark und auf jeden Fall einen zweiten Besuch wert.
Wir setzen unsere Fahrt fort und staunen über das morgendliche Verkehrschaos in BCN.

Wir freuen uns, als wir wieder in ländlichere Gebiete kommen. Die Küstenstraße beschert uns viele Serpentinen mit unerwarteten Ausblicken und unerwarteten Begegnungen, wie einen uns in einer unübersichtlichen Kurve auf der Mittellinie entgegenkommenden Motorradfahrer (der hat wohl den Schreck seines Lebens bekommen) sowie Trupps von am Berg langsamen Fahrradfahrern, die uns nach Kurven überraschend ausbremsen.

Zum Glück geht alles gut und der Steyr fährt zuverlässig und ohne Probleme.

Spanien Küstenstraße Motorrad

Nach der Bergetappe überrascht das große, total flache Delta des Ebro (zweitgrößtes Flussdelta des Mittelmeeres). Zu dieser Zeit sieht alles sehr kahl aus. Die Erde der noch nicht gepflügten Felder ist rissig wie die Sahelzone. Der Eindruck täuscht aber gewaltig, denn der Boden ist eher sumpfig und von Entwässerungskanälen durchzogen. Das Delta ist eines der größten Reisanbaugebiete Spaniens und im Sommer eine einzige grüne Ebene. Wir finden einen guten Übernachtungsplatz an der Strandpromenade direkt an den Dünen. Der Ausblick über die Dünen und den Golf de Sant Jordi bis zu den Bergen im Hintergrund ist trotz des diesigen Wetters sehr schön.

Wir haben einen Tipp zu einem schönen Campingplatz kurz vor Valencia erhalten und da unser letzter Campingplatzbesuch in Freiburg schon etwas zurückliegt, kommt dieser Hinweis gerade recht.

Wir fahren durch eine landwirtschaftlich geprägte Ebene. Orangenplantagen (die Ernte läuft auf Hochtouren), Olivenbäume, blühende Mandelbäume und Felder mit Artischocken prägen die Landschaft. Die überreich tragenden Orangenbüsche beeindrucken uns. Allerdings sieht man auch viele Plantagen, in denen die Orangen auf dem Boden liegen und gar nicht mehr eingesammelt werden. Wie wir später erfahren, liegt das daran, dass sich für viele Landwirte die Ernte bei einem Wiederverkaufspreis von ca. 11 Cent/Kilo nicht lohnt.

Wir bleiben unserer Angewohnheit die mautpflichtigen Autobahnen zu meiden treu und das ist bei den gut ausgebauten Straßen in Spanien auch kein Problem. Anders als in Frankreich werden die meisten Ortschaften umfahren und wir können viele Kilometer ungestört fahren, bis mal wieder ein Kreisverkehr kommt.

Gegen Mittag erreichen wir den schön und ruhig gelegenen Campingplatz und finden einen Stellplatz direkt am weitläufigen Strand unter Palmen. Das Wasser schimmert türkisfarben in der Sonne und es kommt fast Karibikfeeling auf. Wir packen Stühle und Tisch aus, ziehen kurze Hosen an und genießen das Urlaubsfeeling. Morgens schauen wir uns aus den Betten heraus den Sonnenaufgang über dem Meer an, frühstücken bei den Temperaturen (ca. 7°) drinnen und beginnen den Tag in aller Ruhe.

Expeditionsmobil Außenküche

Am Nachmittag radeln wir in die Stadt und kaufen Fisch und Gambas ein, da Ute zur Einweihung der Außenküche erstmals eine richtige Paella kochen will. Die Paella gelingt gut und schmeckt lecker.

 

So eine Außenküche ist schon praktisch! Vor allem wenn es häufiger frischen Fisch geben soll. Der Fisch schmeckt ja lecker, aber den Fischgeruch haben wir nicht so gerne in der Wohnkabine. Deshalb ist draußen kochen eine tolle Alternative.

Weiter geht es Richtung Süden. Wir haben uns auf google earth eine kleine, abgelegene Bucht ausgesucht – allerdings ohne das Höhenprofil des Navi's zu checken.

Kurz vor unserem Ziel finden wir ein großes Einkaufscentrum mit Lidl, Carrefour, Elektrofachgeschäft und Tankstelle. Wir decken uns mit frischen Lebensmittel ein (Hummus, Aioli und andere Leckereien) und kaufen einen ganzen Sack Orangen. In den nächsten Tagen wird es regelmäßig frisch gepressten Orangensaft geben.

Wir wundern uns noch über das hochwertige Einkaufszentrum in dieser einsamen, ländlichen Gegend und fahren plötzlich steil (sehr steil! Geländegang!) in die Berge. Die vornehmen Wohnorte die wir sehen – und von unserem hohen Sitzplatz aus können wir gut über die hohen Mauern schauen – überraschen uns, erklären das Einkaufszentrum aber umgehend.

Plötzlich geht es noch steiler (22 % Gefälle) wieder runter und wir kommen an den von uns ausgesuchten Parkplatz in einer atemberaubend schön gelegenen kleinen Bucht. Die Felsen brechen steil zum kleinen Kiesstrand hin ab. Oben auf den Bergspitzen können wir die Veranden von einigen Villen sehen. Grandioses Ambiente bei bestem Wetter – hier gefällt es uns und wir hätten nicht gedacht, dass unser schöner Stellplatz vom letzten Campingplatz so schnell zu toppen gewesen wäre. Abends lässt der Wind nach und wir genießen um 21 Uhr bei milden 19° sehr romantisch mit Windlicht und einer Flasche Wein unser Abendessen.

Das Meer ist sehr ruhig und so packen wir unser Scubi aus und starten nach einigen Minuten des Zusammenbaus zu einer Kanufahrt. Aus unserer flachen Perspektive sehen die Felsen noch um ein vielfaches beeindruckender aus. Das Gestein ist von der Witterung extrem ausgewaschen und an vielen Stellen auch vom Meer unterspült. Etliche Felsen sehen so aus, als ob sie bei der geringsten Belastung ins Meer stürzen könnten. Bei Sturm muss das ein eigentümliches Gefühl für die Besitzer der Villen auf den Klippenabbrüchen sein.

Wir paddeln in kurzen Sachen und bekommen ordentlich Farbe. Es macht Spaß immer noch eine Klippe weiter zu paddeln und zu sehen was dahinter liegt und so sind wir fast 2,5 Stunden unterwegs. Jetzt hat unser Skubi auch seinen ersten Seewassertest erfolgreich überstanden.

Von Zeit zu Zeit entdecken wir einen Möwenschwarm auf dem Meer und sehen durch das Fernglas, das dort große Fische (ein Taucher meint es wären Bonitos – eine kleine Tunfischart) auf der Jagd sind. Die vor den Bonitos fliehenden kleinen Fische springen aus dem Wasser und dann haben die Möwen ihre Chance. Als wir mit dem Kanu auf dem Meer sind, platscht es zwar einmal laut hinter uns, aber das war´s dann leider auch, wir bekommen keine Fische zu Gesicht.

Morgens jagen dicke Wolken über den Himmel aber wir frühstücken trotzdem draußen (mit 13° ohne Sonne grenzwertig, jeder Spanier der uns gesehen hätte, würde nur den Kopf schütteln). Ab Mittag scheint die Sonne als ob nichts gewesen wäre und wir verlegen unser Leben wieder nach draußen. Wir haben ein paar kurze Unterhaltungen mit hier ansässigen /überwinternden Deutschen, die meinen, dass diese Gegend das beste Klima in ganz Spanien hat. Auch die Guardia Civil kommt uns besuchen. Einer der Polizisten spricht gut Englisch und erklärt uns, dass es in dieser Gegend 3 Buchten gibt, von denen diese aber die schönste sei. Das wir hier campen (Boot, Stühle, Tisch draußen und Treppe ausgefahren) interessiert keinen. Ansonsten ist meist der Steyr der Gesprächsmittelpunkt – so was hat man hier wohl noch nicht gesehen.

 

Wir lernen Ines und Ximo kennen. Ines kommt aus Berlin und hat in Spanien Kunst studiert. Sie ist ein Sprachgenie und es entwickelt sich eine nette Unterhaltung. Die Beiden bewundern unser Scubi und wir bieten ihnen an, eine kleine Paddeltour zu unternehmen. Gesagt getan – wir schnappen uns das Kanu, tragen es zum Strand und geben den Beiden eine kleine Einweisung. Thomas und Ines machen eine Proberunde und danach paddeln die Beiden los. Es vergeht eine Stunde und dann eine weitere und nirgendwo können wir die Paddler entdecken. Wir werden langsam unruhig und machen uns Sorgen, ob die Beiden gekentert sind oder ähnliches.

Nach über 2 Stunden – es ist 18 Uhr – entdecken wir einen kleinen Punkt auf dem Meer, schwarz/weiß aber etwas zu groß für eine Möwe. Das Fernglas zeigt uns, das da unser Kanu mit Ines und Ximo wieder auf dem Weg zurück ist. Uns fällt ein Stein vom Herzen und nach ca. ½ Stunde erreichen die Beiden glücklich aber erschöpft den Strand. Sie sind begeistert von ihrer ersten Paddeltour. Auf dem Meer sind sie mitten in einen jagenden Bonitoschwarm geraten. Ein tolles Erlebnis, über dem sie die Zeit ganz vergessen haben.

Anschließen sitzen wir bei Kaffee und selbstgebackenen Muffins im warmen Steyr und erzählen noch lange.

Am kommenden Morgen hängen wieder dicke Wolken am Himmel. Wir verbringen den Tag ruhig im Steyr und machen uns am Nachmittag in aller Ruhe abfahrtbereit. Zumindest ist das Scubi durch den Regen von den Meerwasserrückständen befreit.

 

Da wir Probleme mit unserem PC haben, fahren wir nach Alicante. Dort treffen wir uns mit Ines und sie hilft uns einen PC-Shop zu finden und dolmetscht für uns.

 

Wir haben Elche gesehen!!!

Nein – wir waren nicht im Zoo. Die Stadt Elche (andere Schreibweise Elx) ist ein Zentrum für die Dattelproduktion in dieser Gegend und bekannt für ihren Palmenpark (El Huerto del Cura). Da Elche nur eine ¾ Stunde von Alicante entfernt im Landesinneren liegt, haben wir Ines besucht und mit ihr einen Ausflug zu dem bekannten Palmengarten gemacht.

Der Park liegt nah am Altstadtzentrum. Trotzdem finden wir nur ca. 200 Meter weiter schnell einen Parkplatz am Straßenrand in der Nähe eines großen Polizeigebäudes. Die Besichtigung des Parks ist interessant, besonders natürlich für Palmenliebhaber, da hier sehr viele verschiedene Arten zu sehen sind. Aber auch Pflanzenfreunde im Allgemeinen kommen in der schönen Anlage mit vielen Kakteen, Sukkulenten, Teich, Pfauen etc. auf ihre Kosten. Da es recht früh im Jahr ist, lässt der Blütenreichtum zu wünschen übrig. Im Sommer ist der Park bestimmt noch viel prächtiger.

Den Abend verbringen wir in einer Tapasbar und weit nach Mitternacht verabschieden wir uns schweren Herzens. Es ist schon erstaunlich, wie intensiv eine Freundschaft in so kurzer Zeit werden kann.

Als nächsten Zwischenstopp haben wir uns ein Naturschutzgebiet bei Cartagena ausgesucht. Die Anfahrt lässt Offroadgefühle wach werden. Wir erleben unsere erste Offroadpiste und zuckeln durch die Berge an den Strand. Die Umgebung ist grandios, nur das Wetter lässt zu wünschen übrig und die Wolken hüllen die Spitzen der Berge in Dunst. Trotzdem machen wir eine Strandwanderung, entdecken blühende Zwergiris und interessante Felsformationen, die von den Wellen ausgespült wurden. Das Gestein hat hier eine sehr unterschiedliche Zusammensetzung. Schiefer, Sandstein, Quarz und andere Gesteine wechseln sich ab. Die Dünen sind mit typischen Strandpflanzen bewachsen. Ute geht wieder ihrer bevorzugten Leidenschaft nach – Muscheln und Steine suchen und Wellen fotografieren. Gut, dass wir eine Speicherkarte haben, auf der die überflüssigen Bilder gelöscht werden können!

Gegen Abend treffen ein paar junge Surfer ein, die hinauspaddeln und auf die ideale Welle warten. Ein paarmal gelingt ihnen auch ein guter Ritt – aber meistens paddeln sie nur im kalten Wasser rum.

Unsere Hoffnung, dass sich das Wetter über Nacht bessert, hat sich nicht erfüllt – im Gegenteil. In der Nacht frischt der Wind stark auf und die Wellen donnern gegen die teilweise felsige Küste. Schade – bei Sonne oder zumindest ohne den heftigen Wind, hätten wir hier ein paar schöne Tage verbringen können.

Nach einem eiligen Frühstück brechen wir sobald es hell wird auf. Statt uns auf dem bei der Herfahrt genommenen Weg wieder zurück auf die feste Straße zu bringen, führt uns das Navi noch etwas auf unbefestigten Wegen durch die Berge – hat wohl auch Spaß am Piste fahren.

Die Provinz Andalusien empfängt uns mit Regen und auch die Landschaft lädt nicht zum Verweilen ein. Wir fahren zwischen Küste und Sierra Nevada. Die Berghänge weisen alle Stadien und Formen von Erosion auf und das ist schon recht traurig. Hier handelt es sich nicht um natürlich felsiges Gelände sondern um die Auswirkung von Kahlschlägen der Vergangenheit. Auf den Hängen kann sich – außer ein paar Grasbüscheln – nichts mehr halten und die Struktur der Hänge zeigt tiefe Auswaschungen. Es sieht aus wie eine Gletscherlandschaft - nur halt nicht in Weiß. Auch wirkt der Fels nicht natürlich schroff sondern irgendwie nackt – schwer zu beschreiben.

Unsere Hoffnung weiter im Süden auf besseres Wetter zu stoßen erfüllt sich nicht und so rollen wir bei dunklen Wolken und immer wieder auch Regenschauern weiter an der Costa del Sol entlang.

Sobald es nicht mehr so bergig ist, erreichen wir eine „Plastiklandschaft“ in der auf jedem nur leidlich geraden Stück Erde ein mit weißer Folie abgedecktes Gewächshaus steht, in dem Tomaten, Salat etc. angebaut werden. Auf den Anblick der Gewächshäuser waren wir ja vorbereitet – aber nicht in dieser Menge. Flache Ebenen sind bis zum Horizont mit unendlich vielen Folienhäusern überzogen. Es sieht aus wie eine riesige Schneelandschaft und ab und zu ragt ein Haus aus dem weißen Folienmeer auf. Wie schrecklich müssen sich die armen Menschen fühlen, die hier leben – nur umgeben von weißem Plastik! Auswüchse zur Versorgung einer Überflussgesellschaft.

Ebenfalls schlimm sind die vielen aufgegebenen Gewächshäuser. Diese stehen meist auf kleineren Flächen an den Berghängen, wo sich der Aufwand wohl nicht mehr lohnt. Die Planen sind zerfetzt, die Gerüste rosten vor sich hin und verstärken den trostlosen Eindruck. Für Abbau und Renaturierung ist kein Geld oder Interesse vorhanden – wie auch immer.

Wir fahren bis El Varadero. Hier hat google maps uns viele Strandabschnitte mit reichlich Parkplätzen gezeigt. Die Stadt hat einen großen Hafen (auch Fährverbindungen) mit industriellem Ambiente. Trotzdem stehen gleich am ersten Strandabschnitt, aufgereiht wie auf dem Campingplatz – mehrere Womo´s. Wir stellen uns erst einmal dazu aber als wir die Türen öffnen, kommt uns ein ekeliger Gestank vom Strand entgegen. Hier gammelt irgendetwas in Pützen vor sich hin – was wollen wir gar nicht so genau wissen.

Geht auf jeden Fall gar nicht und ein Blick auf den PC zeigt uns, dass weiter am Strand entlang noch jede Menge mögliche Standplätze folgen. El Varadero ist wohl der Hausstrand von Granada – im Sommer ist es hier bestimmt brechend voll. So fahren wir durch den Ort weiter am Strand entlang und finden einen Standplatz mit Meerblick auf einem Parkplatz mit netter Grünanlage. Gut, dass wir so lange frei stehen können dank großen Wassertanks und Separett- Toilette.

Am nächsten Tag gewittert es - mit Starkregen und Hagel. Um uns eine Seenlandschaft - am Strand, in der Grünanlage und rund um unsere Reifen. Wir verbringen unsere Zeit im Steyr mit lesen, aufräumen, Tagebuchschreiben usw.

Da sich keine Wetteränderung ankündigt, fahren wir weiter zum FKK Camping Almanat, der in einem Reiseführer für „abseits der Routen reisen“ empfohlen wird. Der erste Eindruck ist nicht so besonders. Die Womos stehen dicht an dicht und der ganze Platz ist mit einer hohen Sichtschutzplane – wohl wegen FKK – umgeben. Der Preis ist mit 18,99 € für die Nebensaison auch recht hoch. Dafür sind die Sanitäranlagen gut und wir reinigen uns und unsere Wäsche (trocknet unter der „Sonnenmarkise“, damit sie im Regen nicht immer wieder nass wird) erst einmal gründlich.

Abends klart es ganz kurz auf und wir erkennen landseitig hohe, schneebedeckte Berge, die sich bislang vornehm in Wolken gehüllt hatten.

 

Der Himmel ist weiter grau in grau und deshalb sind wir recht häuslich. Wir lernen Traudl und Heini kennen, die mit ihrem Iveco (Exploryx) unterwegs sind. Die beiden haben schon viel Reiseerfahrung und geben uns gute Tipps für Marokko. Wir schauen ein von Heini gedrehtes Video über die letzte Marokkoreise, das sehr schön ist und uns Appetit auf mehr macht.

Außerdem bekommen wir leihweise für die Zeit unserer Reise das Marokkobuch der Därr´s. Das ist auf jeden Fall schon mal besser, als der Baedeker, den wir gekauft hatten.

Unser Plan ist jetzt am 25.03. nach Algeciras zu fahren, von dort nach Tanger zu verschiffen und dann zügig an der Küste entlang nach Süden zu fahren. Wenn alles gutgeht, können wir uns dann in der Gegend um Essaouira mit Sandy + Karsten treffen.

Wir verbringen die Zeit mit dem Studium der Marokkobücher im Liegestuhl in der Sonne, pusseln am Steyr rum und versuchen unser Stausystem zu verbessern. Platz haben wir ja reichlich aber Ordnung muss sein um auch alles wiederzufinden.

 

Weiter geht es unter "25.03.15  Verschiffung Algeciras - Tanger Med" oder falls Euch die Verschiffungsdetails nicht so interessieren unter "26.03. - 03.04.15  Marokko erster Teil  Tanger - Marrakech".